Das „Graue Haus“ in Flammen

„Wat, Revoluschon, un wie sin nich dabie!“ sollen die Bewohner des Armenviertels Klint am 7. September 1830 gerufen haben und stürmten zum Bohlweg. Der weite Hof des Schlosses, „Graues Haus“ genannt, war nur durch einen Zaun vom Bohlweg getrennt. Eine empörte Volksmenge stürmte das Schloss und legte Feuer. Militär wie Bürger sahen befriedigt zu und rührten keinen Wassereimer und keine Feuerspritze an, bis das „Graue Haus“ in Schutt und Asche lag. Der Magistratsdirektor Wilhelm Bode sagte später: „Die Trümmer des Schlosses sollten eine furchtbare Scheidewand zwischen dem Landesherrn und seinem Volke bilden.“

Landesherr war der 25jährige Karl II gewesen, ein unberechenbarer, durch ausschweifenden Lebenswandel bei allen Schichten verhasster Monarch, der nicht rechtzeitig begriffen hatte, dass im Jahr 1830, unter dem Eindruck der französischen Julirevolution, absolutistische Willkür höchst unzeitgemäß war. Als der Herzog verjagt und sein Bruder Wilhelm als Nachfolger bejubelt war, machte man sich unverzüglich an den Abriss der Ruine – eine willkommene Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, um den nach „Brot und Arbeit“ schreienden „Pöbel“ von weiteren revolutionären Aktionen abzuhalten.

„Ja, vor zehn Jahren sah ich diese Stätte, auch vom schlechten Wetter aus dem Harz dahin verschlagen. Noch rauchte der Schutt, und verbrannte Gardinen flatterten aus einzelnen Fenstern in den stehen gebliebenen Seitenmauern. ... Die Zeiten haben sich verändert und die Ansichten auch. Doch erzählt man sich noch heute dieselben dunkeln Geschichten von vermummten Erscheinungen, die Bürger im Innern des brennenden Schlosses damals gesehen haben wollen, nur dass man heute meint, durch das Dunkel blicken zu können.“ (Willibald Alexis, 1840)

Der Schriftsteller Alexis spielt hier auf die hartnäckigen Gerüchte an, Adelige hätten sich gegen Karl verschworen und den Aufstand inszeniert. Wütende Tagelöhner und Handwerker aber hatten schon am Tag zuvor die herzogliche Kutsche attackiert, weil der Herzog keine Maßnahmen gegen die Teuerung getroffen hatte.